Am liebsten sind ihm dabei Geschichten, die sich zwischen harten Krimi, Action und Drama bewegen, wobei ihn gerade der emotionale Aspekt privat am meisten reizt. Wenn ihn ein Kinofilm zum Weinen bringen kann, hat sich für Joswig der Eintritt gelohnt. Auch deswegen begrüßt Joswig die Entwicklung, die die „Küstenwache“ seit ihren Anfängen genommen hat. Wo anfangs noch bis zu drei Geschichten parallel erzählt wurden, konzentrieren sich die aktuellen Folgen nun mehr auf einen Krimistrang und den internen Teamstrang.

225 Folgen wurden bis dato gesendet, mit jeweils 45 Minuten pro Folge – das ist viel Arbeit, aber auch, wie Joswig sagt: „Viel Lebenszeit“. Zeit, die er aber nicht missen will, weil er immer wieder spürt, wie engagiert das gesamte Team vor und hinter der Kamera dem Format verbunden ist. Parallelen zur „Küstenwache“ lassen sich leicht finden. Denn sowohl Joswig als auch Ehlers wissen genau, dass ein Kapitän allein auf der Brücke nicht ausreicht, um die komplette Albatros II auf Kurs zu bringen.

Sich auf jeden Dreh akribisch vorzubereiten, ist für Joswig dementsprechend selbstredend. Sein Credo: Die drei Grundregeln des Schauspielertums: „Learn your lines, be in time and hit your marks“. Dass er nach all‘ den Jahren trotzdem immer wieder davon träumt, den Text vergessen zu haben, ist schwer zu glauben. Aber das gehört wohl zu den Standard-Alpträumen jedes Schauspielers. Als „Anker“ hat Joswig daher stets auch sein Textbuch in der Nähe, ein kleines Ritual, das er aus seiner Zeit am Theater übernommen hat. Und sollte er einmal tatsächlich die Albatros II endgültig verlassen, hat er auch schon eine Idee für seine Rückkehr zur geliebten Theaterbühne: Unter dem Motto „Voll voraus, wir laufen aus“ stünde er dort alleine auf der Brücke, im Monolog mit den Wellen – und wahrscheinlich in der Nähe irgendwo sein Textbuch, auch wenn er es eigentlich nicht braucht.

Rüdiger Joswig